Als Lektorin entferne ich nicht nur Rechtschreibfehler und falsche grammatische Konstruktionen. Oft muss ich tiefer in einen Text eingreifen – sei es bei einem Manuskript für einen Kriminalroman, bei der Beschreibung einer Wanderroute in einem Reiseführer oder bei einem Website-Text, mit dem sich ein Unternehmen der Welt präsentiert.
Da setze ich dann häufig nicht nur Korrekturen, sondern mache auch Anmerkungen, in denen ich mehr oder weniger ausführlich erkläre, warum ich etwas im Text anders ausdrücken würde.
Hier kommt dann meine eigentliche Kompetenz ins Spiel, wenn ich einem Kunden oder einer Kundin schonend vermitteln möchte, dass die gewählte Ausdrucksweise – oder gar der Inhalt – kompletter Quatsch ist.
Was ich oft schreiben will, aber nicht darf:
- „Das ist Quatsch.“
- „Das ist Blödsinn.“
- „Wie um Himmels willen kommen Sie denn darauf??“
Ein hilfreicher Thread auf Twitter hat mir jetzt einige schöne alternative Möglichkeiten aufgezeigt, mein Unverständnis und gleichzeitiges Missfallen dezent und ohne beleidigend zu werden, mitzuteilen.
Vorschläge als Ersatz für „Das ist kompletter Mist“ waren zum Beispiel:
- „Sehr interessant.“
- “Mit dieser, doch sehr individuellen Auffassung habe ich mich im bisherigen Verlauf meiner beruflichen Laufbahn zuvor noch nicht befassen müssen.”
- „Diesen Ansatz halte ich für so überarbeitungsbedütftig, dass es er aus Gründen der Effizienz nicht weiter verfolgt werden sollte.“
- „Ich möchte nicht sagen, dass dies sinnloser Mist ist – aber ich möchte Ihnen diese Betrachtung zumindest zur Reflexion angeboten haben.“ (Mein Favorit!)
- „Einzigartige Darstellung. Ich frage mich, warum noch niemand sonst darauf gekommen ist.“
- „Hm.“
Also, liebe Kundinnen und Kunden – wenn Sie in Ihrem lektorierten Text eine Kommentarblase mit einer der aufgeführten Redewendungen finden, dürfen Sie sich Gedanken machen. Aber bitte nicht beleidigt sein – immerhin habe ich mir ja große Mühe gegeben, es nett zu formulieren! 😉