Auf oder in Mallorca? Inseln korrekt bereisen

In oder auf Inseln Lektorat Dresden

Eine meiner liebsten Beschäftigungen als Lektorin ist das Schreiben – und Lektorieren – von Reiseführern, und meine liebsten Reiseziele sind witzigerweise alles Inseln.

Japan und Neuseeland sind ziemlich große Inseln, Mallorca ist im Vergleich dazu recht klein – aber es bleibt der Eindruck für viele Menschen, dass man AUF einer Insel Urlaub macht. Dennoch ist und bleibt es falsch, wenn man sagt: „Wir sind auf Neuseeland“ – genauso falsch, wie der Ausdruck „in Mallorca“ ist.

Woran erkenne ich, wann ich auf oder in verwenden sollte?

Hinweis: Bei der Frage nach auf oder in kommt es nicht auf die Größe an (wann tut es das schon…).

Intuitiv spricht man bei kleineren Inseln, die als Einheit überschaubar sind, von auf, weil man sich eben obendrauf wähnt.

Die dahinter stehende Regel ist anders, aber ziemlich einfach anzuwenden, wenn man in der Schule aufgepasst hat:

  • in verwendet man, wenn die Insel eine politische Einheit ist, also ein Staat.
  • auf verwendet man, wenn die Insel im geografischen Sinn gemeint ist, also kein eigenes Land darstellt. Man ist z. B. immer auf einer einsamen Insel, was eine rein geografische Beschreibung ist.

Dass viele Menschen annehmen, es hinge von der Größe einer Insel ab, ob man auf oder in ihr weilt, liegt schlicht daran, dass größere Inseln tendenziell auch eigene Staaten sind.

Nun ist nicht allen Reisenden bekannt, dass Mallorca kein eigener Staat ist – die Insel gehört zunächst zur Inselgruppe der Balearen und diese wiederum sind Teil von Spanien. Eine kleine Hilfe ist hierzu vielleicht praktisch:

Inseln, die gleichzeitig Länder sind → man ist in

  • Malta (ja, wirklich!)
  • Zypern
  • Island
  • England
  • Irland
  • Kuba

Inseln, die keine Länder sind → man ist auf

  • Rügen/Sylt/Helgoland etc. – gehören zu Deutschland
  • Bornholm – gehört zu Dänemark
  • Mallorca/Menorca/Ibiza/Formentera (den Balearen) – gehören zu Spanien
  • Korsika – gehört zu Frankreich
  • Sardinien – gehört zu Italien
  • Sizilien – gehört zu Italien
  • Kreta/Kos/Korfu etc. – gehören zu Griechenland
  • Gran Canaria/Teneriffa/Lanzarote/Fuerteventura (den Kanaren) – gehören zu Spanien
  • Madeira

Daraus ergeben sich übrigens noch weitere Unterschiede in der Verwendung von Präpositionen: Urlaubsgrüße sendet man grammatisch korrekt „von Mallorca“, aber „aus Neuseeland“.

Insel-Streitfälle: in oder auf?

Es gibt keine feststehende grammatische Regel zu dieser Frage, die man im Duden nachschlagen könnte. Und so ist es des Öfteren unklar, welche Präposition im konkreten Fall die passende – oder korrekte – ist.

So wird oft diskutiert, dass man Inseln wie Kuba sowohl geografisch als auch politisch definieren könnte. Man kann aus Kuba kommen, wenn man auf seine Herkunft anspielt, aber auch von Kuba, wenn der Flieger dort (geografisch) gestartet ist.

Ebenso ist diskutabel, ob der inzwischen ausgestorbene Moa wirklich in der politischen Einheit Neuseeland lebte, das es zu seiner Zeit noch gar nicht gab, oder ob man wirklich auf der riesigen Insel Grönland mit eigener Hauptstadt ist, nur weil diese von Dänemark verwaltet wird.

-> Immer die gleiche Präposition braucht man auf jeden Fall, wenn man die Flugrichtung angibt: Man reist nach Mallorca und auch nach Neuseeland.

Haben Sie sich erschreckt oder erschrocken?

Erschreckt oder erschrocken

Huch – das war ja ein echter Schock. Da habe ich mich ordentlich erschrocken… oder doch eher erschreckt?

Welche Form von „erschrecken“ richtig und falsch ist, darüber entscheidet der Kontext – beide Formen haben ihre Berechtigung, aber nicht an jeder Stelle!

Schauen wir uns also anlässlich von Halloween die beiden grundlegend unterschiedlichen Situationen an, in denen man erschreckt oder erschrocken sein/werden kann.

„(Ich habe mich) erschreckt“

Die Perfekt-Form wird immer mit „haben“ gebildet und braucht jemanden, der das Ziel des Erschreckens ist – also ein Objekt. Das kann man selbst sein (also „mich“) oder jemand anders („dich“ oder auch „der Angsthase da drüben“).

Das Erschrecken ist eine aktive Handlung: Der Hund erschreckt mich, die Corona-Inzidenzen erschrecken die Menschen, ich selbst erschrecke mich vor meinem Spiegelbild (vor allem am Montag Morgen…).

Jemand hat mich erschreckt, aber nicht erschrocken.

„(Ich bin) erschrocken“

Bei dieser Partizip-Konstruktion braucht es kein Objekt – man kann ganz allein erschrocken sein. „Erschrecken“ ist in dieser Variante ein „intransitives Verb“ ohne Akkusativobjekt, und es wird mit „sein“ gebildet.

Erschrocken sein kann man über vieles, auch über sich selbst – aber eine andere Person oder Sache braucht man dazu nicht.

„Ich bin erschrocken, weil das Lektorat so teuer ist“ wäre demnach – grammatisch – korrekt.

Auf das Erschrocken-Sein hat man normalerweise keinen (aktiven) Einfluss, es passiert durch Fremdeinwirkung.

Erschreckt oder erschrocken – sein oder haben?

Viele Dingen können mich erschrecken, aber ich bin nur dann erschrocken, wenn mich etwas anderes erschreckt.

Der Satz „Ich habe mich erschrocken“ ist genauso falsch wie „Ich bin zutiefst erschreckt“.

-> Merke: Ich bin erschrocken (ohne Fremdeinwirkung), Ich habe mich (oder wurde) erschreckt.

„Erschrecken“ richtig konjugieren

Mit den beiden unterschiedlichen Verwendungen von „erschrecken“ geht auch verschiedene Flexionen einher – erschrecken ist in der transitiven Form ein sogenanntes schwaches Verb, in der intransitiven Form aber ein starkes, d. h. sein Stamm verändert sich, wenn man es ins Präteritum setzt.

Das heißt, es heißt im Präsens:

ich erschrecke (jemanden oder einfach so), du erschreckst, wir erschrecken usw.

ABER im Präteritum:

ich erschreckte (jemanden)/ich erschrak (einfach so), du erschrecktest (dich)/du erschrakst (einfach so) usw.

Erschrecken ist übrigens kein reflexives Verb! Auch wenn man umgangssprachlich durchaus „sich erschrecken“ kann, ist das erstens grammatisch falsch und zweitens auch praktisch unmöglich: Oder haben Sie sich schon einmal erfolgreich selbst erschreckt?

Kommas retten Leben: Komm wir essen Opa!

Kommas retten Leben

Ein genauer Blick ist für eine Lektorin unerlässlich. Fehlt ein Punkt, Komma oder Strich, kann dadurch die Aussage eines Satzes komplett verändert werden. Dabei kommen oft lustige Sachen heraus, über die aber nur ich im Lektoratsstübchen schmunzeln sollte – ansonsten wird es oft unfreiwillig peinlich…

Sehr häufig korrigiere ich Fehler in der Kommasetzung. Kommas sind zwar klein, aber sie sind keine Nebensächlichkeiten! Sie gliedern den Sprechrhythmus und grammatische Konstruktionen und können den Inhalt eines Satzes völlig verändern.

Vor allem im Zeitalter der Textnachrichten und des hastigen E-Mail-Schreibens werden Kommas oft weggelassen, weil man meint, sie wären nicht zwingend nötig – die Rechtschreibreform mit ihren vielen Kann-Regeln bei der Kommasetzung hat hier viele Menschen stark verunsichert.

Durch falsch gesetzte, weggelassene oder auch zu großzügig verteilte Kommas entsteht aber manchmal der sogenannte „Holzwegeffekt“: Aus unterschiedlichen Kommasetzungen entstehen unterschiedliche Betonungen. Das kann vor allem in der gesprochenen Sprache Sätze mit sehr unterschiedlicher Bedeutung verursachen. 

Komm wir essen Opa – Holzwegeffekt dank Kommas

Hier sind einige Beispiele für krass veränderte Aussagen, die nur durch eine andere Kommasetzung entstanden sind:

Herr Müller, mein Mann, und ich gingen spazieren.
Herr Müller, mein Mann und ich gingen spazieren.

-> Wer ist nun Herr Müller? Ist er mein Mann? Oder war da noch eine dritte Person mit?

Das Kind, sagte der Vater, kann nicht klettern.
Das Kind sagte, der Vater kann nicht klettern.

-> Wer kann denn nun nicht klettern?

Ich empfehle, ihr zu folgen.
Ich empfehle ihr (,) zu folgen.

-> Was wird hier genau empfohlen und wem?

(Damit das klar wird, sollte in diesem Fall das freiwillige Komma vor dem einfachen Infinitiv mit „zu“ gesetzt werden, auch wenn das nicht zwingend notwendig ist.)

Komm, wir essen, Opa!
Komm, wir essen Opa!

-> In diesem Fall retten Kommas Leben!

Überlegen Sie also genau, ob Sie auf die Arbeit einer Lektorin wirklich verzichten wollen…

Farbig oder farblich?

Farbige Buntstifte
Farbige Buntstifte – farblich aufeinander abgestimmt! © Pexels

Deutsch ist eine schöne, aber auch schwierige Sprache. Immer wieder stolpert man über Fallen, die man vielleicht gar nicht als solche erkennt – bis die Lektorin den Rotstift ansetzt.

Selbst ich muss oft mehrmals darüber nachdenken, wie es nun richtig heißt: Ist eine Zeile farbig hinterlegt oder farblich? Ist ein Outfit farblich oder farbig aufeinander abgestimmt?

Der Duden weiß – wie fast immer – Bescheid und klärt auf:

farbig/farblich: Das Adjektiv farblich wird im Sinne von »die Farbe betreffend« gebraucht. Farbig wird sowohl im Sinne von »mehrere Farben aufweisend, bunt« als auch im Sinne von »Farbe aufweisend« gebraucht.

(Duden – Richtiges und gutes Deutsch)

Eine Zeile ist also farbig unterlegt, nämlich mit einer Farbe und nicht schwarzweiß. Und das Outfit sollte man besser farblich abstimmen, damit sich Blau nicht mit Grün beißt.

Merkhilfe: Wenn man „farbig“ mit „bunt“ oder einer beliebigen Farbe ersetzen kann, ist es korrekt.