Ein mehrere hundert Seiten starkes Manuskript voller Figuren, kaum auszusprechender Ortsnamen und Fremdwörter in ausgedachten Sprachen: Was Jung-Autor Jan Schwarz mir als Mega-Word-Dokument zuschickte, ging sowohl zeitlich als auch hinsichtlich der im Kopf zu behaltenden Namen an die Grenzen meiner Kapazitäten.
Ich wusste allerdings, dass mich hier ein echter Schatz erwartet, denn ich durfte bereits vor etlichen Jahren drei Fantasy-Bücher von Jan lektorieren: Mit gerade einmal 13 Jahren war er damals ganz bestimmt einer von Deutschlands jüngsten Autoren und hat mich mit seiner ausgesuchten Wortwahl und der äußerst dicht gewebten Handlung in der Trilogie „Der zwölfte Orden“ (erschienen im Best Off Verlag) sehr beeindruckt.
Diesmal war es nicht anders: Shakroeïk ist sozusagen die Fortsetzung von Jans Ideen, wie eine Gesellschaft idealerweise zusammenleben könnte. Das liest sich streckenweise ein wenig trocken, aber immer wieder überrascht der Jung-Autor mit ungewöhnlichen Ideen und Schock-Momenten, die das Buch definitiv zur Erwachsenenlektüre machen.
Lange Manuskripte lektoriere ich eher selten, aus zwei Gründen:
– Es gibt nur wenige Autor*innen, die die doch recht hohen Kosten eines Lektorats selbst stemmen können (oder wollen), und auch Kleinverlage scheuen diese Kosten häufig. Leider geht das fast immer zu Lasten der Qualität.
– Der andere Grund ist schlicht der hohe Zeitaufwand. Um einen Schmöker wie „Shakroeïk“ gründlich zu lesen, die Handlung kritisch auf Schwachstellen zu beleuchten und mindestens zweimal durch den Text zu gehen, um Wiederholungen, Redundanzen und Tippfehler aufzuspüren, ist sehr viel Zeit nötig. Auch deshalb, weil kein Mensch acht Stunden am Tag aufmerksam lektorieren kann.
Buch-Manuskripte sind daher ein Highlight in meinem Lektoren-Jahr, das ich höchstens zwei- oder dreimal genießen möchte – dann aber mache ich es sehr gern und freue mich, wenn ich einen Überraschungshit wie Shakroeïk lektorieren darf.
Ich bin gespannt auf weitere Werke von Jan Schwarz!