Ich bin seit 2005 als freie Lektorin und Redakteurin tätig. Neben einem Diplom in Soziologie verfüge ich über viel Erfahrung mit Kunden aus zahlreichen Branchen und bin stolze Besitzerin des ITB Book Award 2016 für mein "Reisehandbuch für Familien" sowie eines Bagger-Diploms (jaha!). Ich bin immer neugierig auf neue Texte, Fehler und Herausforderungen!
Deutsch ist eine schöne, aber auch schwierige Sprache. Immer wieder stolpert man über Fallen, die man vielleicht gar nicht als solche erkennt – bis die Lektorin den Rotstift ansetzt.
Selbst ich muss oft mehrmals darüber nachdenken, wie es nun richtig heißt: Ist eine Zeile farbig hinterlegt oder farblich? Ist ein Outfit farblich oder farbig aufeinander abgestimmt?
Der Duden weiß – wie fast immer – Bescheid und klärt auf:
farbig/farblich: Das Adjektiv farblich wird im Sinne von »die Farbe betreffend« gebraucht. Farbig wird sowohl im Sinne von »mehrere Farben aufweisend, bunt« als auch im Sinne von »Farbe aufweisend« gebraucht.
Eine Zeile ist also farbig unterlegt, nämlich mit einer Farbe und nicht schwarzweiß. Und das Outfit sollte man besser farblich abstimmen, damit sich Blau nicht mit Grün beißt.
Merkhilfe: Wenn man „farbig“ mit „bunt“ oder einer beliebigen Farbe ersetzen kann, ist es korrekt.
Das Deutsche ist eine faszinierende Sprache, die Nicht-Muttersprachler nur mit Schwierigkeiten erlernen. Ein wesentlicher Grund sind die zusammengesetzten Wortkonstruktionen, die besonders im Amtsdeutsch zu veritabler Länge anschwellen können.
Das mag nicht jeder, und gerade im digitalen Zeitalter mit automatischer Worterkennung und automatischer Silbentrennung können allzu lange zusammengesetzte Wörter einen Text regelrecht töten.
Rettung können Bindestriche bringen. Die dürfen aber nicht an jeder Stelle beliebig eingefügt werden. Zum Beispiel dort, wo ein zusammengesetztes Substantiv durch ein Fügungs-S verbunden wird, wirkt dieses kleine „s“ wie Fugenkitt und verträgt keine nachträgliche Trennung durch einen Bindestrich.
Beispiel: „Schadensersatz“ wird niemals zu „Schadens-Ersatz“.
Wo Bindestriche auch nicht wirklich hingehören, sind – leider – „Lesefallen“. So bezeichne ich Wörter, die aus mehreren Teilen bestehen, aber mit ungewöhnlichen Buchstabenkombinationen aneinandergrenzen. Gewohnt an eine andere Zusammensetzung, liest man „falsch“ – Wikipedia erklärt das als Holzwegeffekt.
Statt langer Erklärungen illustriert das ein kurzer Beispieltext besser.
Lesen Sie doch mal:
„Unser dreietagiges Hotel in Tallage hat richtig Altbaucharme. Durch die kleinen Hoffensterchen können Sie die nur bei uns heimischen Zwergelstern beobachten. Die Rotzeder, in der sie nisten, behandeln wir regelmäßig mit einem Baumentaster. Der Besitzer, ein Milliardärsenkel, hat hier einen echten Publikumshit geschaffen. Genießen Sie unsere Ausgehabende und die Auftritte des Kreischorverbands in der Konzertaula.“
Nun könnte man aus Gründen der besseren Lesbarkeit zwar legitim „Rot-Zeder“ oder „Zwerg-Elstern“ schreiben, das sieht aber bei so kurzen Wörtern blöd aus. Und die Trennung von „Milliardärs-Enkel“ oder „Publikums-Hit“ verbietet sich wegen des Fügungs-S.
So bleibt nur zu hoffen, dass die geneigten Leser*innen die Stolperfallen erkennen und (schmunzelnd) meistern. Mein Job als Lektorin ist es, solche Lesefallen zu erkennen und den Leser*innen, wenn möglich, durch Umformulierungen den Holzweg zu ersparen.
Einen Reiseführer zu schreiben, ist harte Arbeit. Genauso anstrengend ist es, einen Reiseführer zu aktualisieren.
Der Baedeker Smart Neuseeland: völlig überarbeitet und aktualisiert
Was sich hinter der Angabe „völlig überarbeitet und aktualisiert“ verbirgt, weiß ich aus eigener Anschauung: sämtliche Angaben zu Sehenswürdigkeiten, Orten und Routen werden genauestens überprüft. Dabei fliegen viele kleine Cafés und Shops raus, weil sie inzwischen geschlossen sind – und müssen ersetzt werden durch neue, weil der Platz im Layout der Seite nun mal fest vorgesehen ist.
Und nun finden Sie mal auf die Schnelle ein neues kleines, irgendwie besonders empfehlenswertes Restaurant am anderen Ende der Welt, das Sie den Reiseführer-Leser*innen empfehlen können – ohne es selbst getestet zu haben.
Als ich den Baedeker Smart Neuseeland* überarbeitet habe, stand ich häufig vor diesem Problem. Andere beliebte Korrekturen: Busse und Fähren, die nicht mehr zu den angegebenen Zeiten fahren, Museen mit anderen Ausstellungen, Straßen, die nicht mehr passierbar sind etc. Das heißt dann im schlimmsten Fall: Eine vorgeschlagene Tagestour muss komplett neu geplant werden, weil sie nicht mehr funktioniert.
* Amazon-Affiliate-Link: Wenn Sie auf den Klick klicken und etwas kaufen, erhalte ich eine kleine Provision.
Viele kleine Informationen – müssen alle geprüft werden
Und das alles leistet man als Lektorin, ohne dass der eigene Name später auf dem Reiseführer steht. Der wird nämlich weiterhin unter dem Namen des ursprünglichen Autors (in diesem Fall der beiden Autoren) veröffentlicht. Meiner steht nur ganz klein hinten im Impressum.
Warum ich diese undankbare Arbeit trotzdem gemacht habe? Weil ich außerdem große Teile des Baedeker Smart Reiseführers ganz neu schreiben durfte: einzelne Abschnitte im „Magazin“ über Land und Leute, aber vor allem die neuen Einführungskapitel in die großen Regionen Neuseelands.
Für jede der sechs Regionen auf den beiden Hauptinseln habe ich einen „perfekten Tag“ ausgearbeitet, den Reisende nach meiner genauen Anleitung dort haben können – vom morgendlichen Frühstück bis zur Unterkunft am Abend.
„Mein Tag“: meine Ideen, mein Text!
Im Kopf nach Neuseeland reisen, meine Erinnerungen Revue passieren zu lassen und die schönsten Orte in einer Route zu verbinden, hat mir viel Spaß gemacht.
Texten kann man zwar zu prinzipiell jedem Thema – aber einen Reiseführer schreibt (und überarbeitet) man doch am besten, wenn man das Zielland wie seine Westentasche kennt.
-> Sie wollen mehr Texte von mir über Neuseeland lesen? Auf Weltwunderer.de blogge ich seit 2011 über Neuseeland-Reisen.
Alle Jahre wieder darf ich das wunderschön gestaltete Magazin „Stadtschönheiten in Sachsen“ lektorieren, das die Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen (TMGS) herausgibt.
Die 13 Städte, die in dem Magazin präsentiert werden, sind fast immer dieselben – von den „Metropolen“ Dresden, Leipzig und Chemnitz bis zu den Kleinstadt-Juwelen Meißen, Bautzen, Torgau oder Grimma.
Ich staune jedes Jahr, dass die Autoren dieser Broschüre immer neue spannende Blickwinkel und Perspektiven auf diese Städtchen finden. Bei Dresden oder Leipzig ist das natürlich kein Problem, aber mal ehrlich – wer reist mehrfach nach Annaberg-Buchholz oder Plauen, weil es dort so viel zu erleben gibt? (Sollte man offenbar tun.)
Das ist eine der schönsten Seiten an meinem Beruf: Ich lerne ganz nebenbei viele spannende Sachen und Orte kennen. Deshalb bin ich auch immer offen für Anfragen aus unbekannten Branchen und Fachrichtungen. Man weiß ja nie, wann dieses neue Wissen mal für etwas gut sein wird 😉
„Eine*n extra Übersetzer*in brauchen wir für das bisschen Text nicht, das machen wir fix mit Google Translate. Wir können doch alle Englisch.“
So ähnlich denken immer noch viel zu viele Agenturen und Unternehmen. Was dabei herauskommt, wenn man das Übersetzen einer Maschine überlässt – oder den dürftigen eigenen Sprachkenntnissen -, zeigt dieses Beispiel.
Was hab ich gelacht, als ich im Restaurant in Kopenhagen nach der Übersetzung für „spröde fritter“ gesucht habe. Das Angebot von Google – „knusprige Frettchen“ – wird hoffentlich NICHT die korrekte Übersetzung gewesen sein!
Fehler beim Übersetzen – nicht immer lustig!
Ich maße mir sicherlich nicht an, einen kompletten Roman aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Aber ich arbeite mit Muttersprachlern zusammen und kann durchaus prüfen, ob einzelne englische Sätze oder Abschnitte Ihrer Texte korrekt übersetzt wurden – oder sie einfach selbst ins Deutsche übersetzen.
Das Lektorat einer mehrteiligen Roman-Serie mittendrin zu übernehmen, ist eigentlich keine gute Idee. Schon als ich den ersten, bereits veröffentlichten Teil „Erzfieber“ gelesen hatte, wusste ich: Mein Arbeitsstil ist anders, und das wird man beim Lesen merken.
Zum Glück hat sich Marcus Wächtler auf das Experiment eingelassen, mittendrin die Lektorin zu wechseln. Er ist nicht nur ein echter Lieblingskunde – mit klaren Erwartungen und einem entspannten Zeitplan. Er hat auch ein Händchen für spannende Geschichten. „Erzglitzern“ ist so eine – ein Regionalkrimi mit einer jungen Heldin, die unbeirrt an sich glaubt und dafür ordentlich einstecken muss.
Immer wieder bin ich mittendrin auf Sätze gestoßen, die mich schon in der Rohfassung komplett mitgerissen haben. Chapeau!
Dass ich hier und da eingreifen musste, um das Potenzial dieser Geschichte herauszukitzeln und sie richtig zu präsentieren, ist mein Job. Den habe ich hier sehr gern gemacht. Für eine Lektorin ist nichts spannender, als ein Buch beim Werden zu begleiten – wenn der Autor bereit ist, über seinen Schatten zu springen, eigene Fehler einzugestehen und an sich zu arbeiten.
Was passiert gerade in Neuseeland? Diese Frage interessiert Fans des Landes, und von denen gibt es überraschend viele (mich eingeschlossen).
Für den 360° Medien Verlag suche und schreibe ich regelmäßig Nachrichten aus Neuseeland, die für Deutsche interessant sind – also vornehmlich aus dem Touristik-Bereich.
Hinter den kurzen Meldungen mit Titeln wie „Baldwin Street in Dunedin holt den Weltrekord zurück“ oder „Neuseelands Instagram-Hotspot von Touristen verstopft“ steckt tägliche Recherche. Ich habe Newsletter und Nachrichten-Feeds neuseeländischer Magazine und Touristik-Websites abonniert und notiere mir täglich interessante Meldungen. Das Ergebnis sind Nachrichten, die ich in einen größeren Zusammenhang einordnen kann – eben mehr als „Mann beißt Hund“.
Mehr als eine kurze Meldung wird für den Newsfeed von 360° Neuseeland leider nicht gewünscht – dabei könnte ich noch so viel mehr Interessantes über das tägliche Leben in Aotearoa schreiben.